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Mal sehen, was draus wird!

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Vor der Stelle wird gewarnt …

April 25th, 2011 · 3 Kommentare

Es ist August 1985 und die Hauptschule liegt sein 1,5 Monaten hinter mir … die Sommerferien sind ebenfalls - wie immer langweilig - auch vorbei. Auf zu neuen Taten.
In meinem Fall sollte dies heißen 2 Jahre Handelsschule.
Als “Heimkind” war ich den anderen “im Vorteil” - ich brauchte nicht lange suchen, wo hin ich gehen muss ….und einige meiner Mitschüler aus der letzten Schule fanden sich auch hier wieder ein - also waren nicht alle Mitschüler “unbekannt” …. also machte ich mich auf den Weg in einen “neuen Lebensabschnitt.

Nach der Begrüssung durch den Schulleiter - Herr Goerdt damals noch - ging die Tür auf und 1 junger Mann und eine junge Frau betraten die Klasse … der eine Herr Weishaupt nahm sich vor uns “Detusch” beizubringen, die andere - Frau Schulte Hoffmann trieb es doller und wollte uns “Englisch” beibringen …. uns die “Flötentöne” beizubringen wär wohl leichter gewesen.

Herr Weishaupt bekam uns gleich als Klassenlehrer auf den Hals. Und da die “Deutsch-Stunden auch nachmittags stattfanden, muzsste er sich echt was einfallen lassen, um uns nicht die Laune an seinem Fach zu verderben …
Er kam auf die glorreiche Idee uns Texte von Philosophen lesen zu lassen, mit dem Kommentar, so lernt ihr nicht nur Deutsch sondern auch etwas fürs Leben in dem ihr “über den Tellerrand” guckt.

Nicht nur das das Lesen dieser Texte Spaß gemacht hat, sondern sie wurden zu “Sammelobjekten”.

Aber auch Frau Schulte Hoffmann soll hier nicht vergessen werden - denk ich an sie, fällt mir ein, daß man sie in den Pausen oft im Gespräch mit Schülern traf, da wurden Kochrezepte ausgetauscht und die neusten Strickmuster besprochen.
Aber das absolute Highlight war wohl dass sie die 1. Reise in ein Behindertenzentrum inn der Nähe von London nach “Barnstedt Place (hoffentlich hab ich das jetzt richtig geschrieben — Englishc war und ist nie mein Fach gewesen —-) organisierte.
Ich bin damals nicht mitgefahren …. hab dafür an die Gruppe, die Deutschland “im Austausch” besuchte ein sehr eindrucksvolles Erlebnis ….
Nach einem langen Tag in dem wir ne Menge auf dem Besuchsprogramm hatten, gingen wir mit unseren Gästen in ein Lokal am Dom um ihnen Aachen bei Nacht zu zeigen.
Pünktlich um 23.oo standen die Gäste auf und sangen die englische Nationalhymne und forderten von uns das wir im Anschluss die deutsche ebenfalls singen sollten - was uns zugegeben nicht so gut gelang wie unseren Gästen.

Nun sind beide über 25 Jahre an der Schule, was wohl daran liegen mag, daß sie ihre Stellenausschreibung nicht richtig gelsen haben ….

“Vor der Stelle wird gewarnt” …
Jeden den wir nehmen, lassen wir nicht mehr gehen”

Was zum Schluss bleibt, ist:

H E R Z L I C H E N
G L Ü C K W U N S C H

und vielen Dank dass wir bei Euch so maches brauchbare haben lernen können und dürfen.

Tags: Autoren · Schule · politisch

3 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Weishaupt // Apr 26, 2011 at 1:36 pm

    Hallo Thomas,

    wie sagt man so schön: Vielen Dank für die Blumen! Über deinen heiter-ironischen Rückblick habe ich mich sehr gefreut! Ich glaube, die Zeit damals war für uns beide so etwas wie ein Aufbruch! Älter werdend stellen sich manchmal Gedächtnisprobleme ein. Solche habe ich manchmal sogar bei Schülern, die erst vor zwei oder drei Jahren den Abschluss an unserer Schule gemacht haben. Aber bestimmte Namen aus der ersten Zeit an der Schule (Thomas, Stefan, Ute, Cuong, Claudia, Birgit … auch Namen aus der Parallelklasse) werden mir immer im Gedächtnis bleiben! Und ich habe noch alle Gesichter parat. Es war eine sehr schöne Zeit, wenn auch Herr Goerdt manchmal ein ganz schön strenger Chef sein konnte!

    Cuong zum Beispiel spielte Bassgitarre in einer Band im Ruhrgebiet. Er hatte mich als Klassenlehrer gefragt, ob er an einem Samstag frei bekommen kann, damit er mit seiner Band auftreten kann. Nun wusste ich nicht: Soll ich ihm frei geben? Geht das überhaupt? Ist Schule nicht wichtiger als Freizeit? Eigentlich wollte ich ihm frei geben, aber ich traute mich nicht, es auf eigene Faust zu machen. Wie gesagt, der Chef konnte ganz schön streng sein! Also fragte ich Herrn Goerdt. – Die “Abreibung”, die ich daraufhin erhielt, werde ich nie vergessen. Ich hatte mein Anliegen kaum vorgebracht, da schoss Herr Goerdt schon mit scharfer Munition: Sagen Sie mal, haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, was dieser junge Mann schon hinter sich hat? Was glauben Sie wohl, was wichtiger für ihn ist: Ein Samstagvormittag mit Unterricht, auf den er sich vor lauter Ärger nicht richtig konzentrieren kann? Oder seine Musik und der Auftritt mit seiner Gruppe? Natürlich bekommt der junge Mann frei! Es ist mir vollkommen rätselhaft, wieso man da überhaupt fragen kann.

    Natürlich bekam Cuong frei! Aber ich bin ziemlich sicher, dass ich genauso eine “Abreibung” bekommen hätte, wenn ich ihm auf eigene Faust freigegeben hätte. Herr Goerdt hätte das nicht verhindert, natürlich nicht, denn er hat immer gewusst, dass es im Leben wichtigere Dinge gibt als die Schule. Aber ich hätte eine “Abreibung” bekommen, auf jeden Fall! (”Wie können Sie einem Schüler einfach frei geben, ohne mich zu fragen? Sie wissen doch, wie wichtig es ist, dass unsere Schüler regelmäßig am Unterricht teilnehmen! Das wäre ja noch schöner, wenn nun auf einmal irgendwelche Freizeitbeschäftigungen wichtiger wären als die Schule.” So oder so ähnlich.) Erst später habe ich begriffen, dass das so seine Art war: Großzügig gegenüber den Schülern, streng mit den Lehrern!

    Es gab noch einen anderen Spruch von Herrn Goerdt: “Wir sind Aachens einzige freie Schule!” Der Ausdruck “freie Schule” war damals für viele Leute immer noch eine Art Kampfbegriff. Konservativ eingestellte Menschen verbanden damit sofort Unordnung, Chaos und Aufruhr! Für sie war Schule mehr ein Ort, an dem die Schüler sich anzupassen und unterzuordnen hatten. Herr Goerdt nahm diese zugespitzte Bedeutung des Ausdrucks bewusst auf und grenzte seine Schule von jeder Art des Anpassungs- und Untertanendenkens ab. In “seiner Schule” sollte gegenseitiger Respekt in freier Selbstbestimmung die Leitlinie vorgegeben: Respekt von seiten der Schüler, aber auch – und darauf legte er besonderen Wert – Respekt der Lehrer gegenüber den Schülern. Mir wurde klar, dass ich das Glück gehabt hatte, Arbeit an einem guten Ort gefunden zu haben.

    Manchmal tut es gut, sich noch einmal der früheren prägenden Erlebnisse zu vergewissern! Dadurch bekommt man mehr Standfestigkeit im “Hier und Jetzt”.

  • 2 Thomas // Apr 26, 2011 at 3:08 pm

    Nach Deinem Artikel aus Sicht der “Lehrer” erlaube ich mir einen “Aus Sicht der Schüler”.

    Die Sicht “er legte wert auf gegenseitigem Respekt isbesondere auch von den Lehrern - sehe ich genauso …
    muss jedoch andere Gedanken hier auch einbringen:

    - Er ging in jede Klasse - während der Stunde versteht sich - und iritierte Schüler und Lehrer indem er an die Tür Schlug - danach war man Wach ob man wollte oder nicht und der ein oder andere erschreckte sich mächtig und fragte “gibt es etwas zu kritisieren” ? wurde diese Frage einhellig verneint .. war seine Reaktion …”nach dann geh ich weiter” …. und weg war er …

    - “Arschkricherei” war ihm total verhasst” und durch seine boschikose Art haben viele Schüler es nicht gewagt ihm Paroli zu bieten … oder aber sie hatten ihm nicht s entgegenzusetzen … ich weiß es nicht.
    Ich erinnere mich an einen Vorfall mit Herrn Goerdt wo er mir auch boschikos kam und ich ihm zimlich deutlich gesagt hab was ich davon halte … seine Reaktion war:

    “Endlich mal einer der mir widerspricht und nicht alles so hinnimmt wie ich es verkünde.”

    (Allerdings muss ich sagen, ich konnte mir das leisten, war zu diesem Zeitpunkt schon 13 Jahre im Vinzenzheim … und was wichtiger war … ich war die Rechte Hand vom Pastor Hammans, was eigentlich nichts bedeutetet für mich - für andere - auch in der Grund- und Hausptschule drüben - aber durchaus für viele von Bedeutung war).

    - Herr Goerdt wusste - und ich sehe es genauso - das LERNEN IST FÜR DEN MENSCHEN DA - nicht umgekehrt … also nahm er bewußt in Kauf das wir “vermeidlich weniger” lernten, dass jedoch richitg … wenn ich mich richtig erinnerte hat er mal gesagt …besser sie lernen etwas, wie sie pauken etwas und haben es morgen wieder vergessen”.

    Während meiner Bewerbung beim Staat mußte ich neben dem “schriftlichen Teil” auch durch einen mündlichen - eine Gruppendiskussion zum Thema: “müssen Schulnoten sein ?”

    -> meine Antwort damals: Mit Schulnoten habe ich so mein Problem, da sie nichts über Leistung aussagt … ich würde Menschen kennen, für die wäre es eine wahnsinnige Leistung 1 Schreibmaschinen-Seite herzustellen die der meinen von 50 - 100 Seiten entsprechen würde, und dennoch würde nur “mein Berg Papier als Leistung anerkennt und nicht die 1 ne die eventuell FÜR DEN BETREFFENDEN MEHR ARBEIT WAR … also müsse sich Leistung nach dem Menschen und nicht nach chema f richtien.

  • 3 Thomas // Apr 27, 2011 at 10:34 am

    Für die gemachten Rechtschreibfehler bitte ich um Entschuldigung - ich schreibe meine Texte immer zimlich schnell und da kommt es dann zu “Buchstabendrehs” oder das “meine Gedanken scheneller sind wie meine Finger”.

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