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Nationalfarben

August 27th, 2012 · Keine Kommentare

adler-hrrdn wappen-1871-1921 deutsc21 Das Deutsche Reich (1870/71 - 1945) hatte die Nationalfarben Schwarz-Weiß-Rot, die nachfolgenden Staaten (BRD, DDR und vereinigtes Deutschland seit 1990) Schwarz-Rot -Gold.
Das Heilige Römische Reich deutscher Nation (bis 1806) konnte keine Nationalfarben entwickeln, weil die Voraussetzung der Staatseinheit fehlte.

Als kaiserliche Farben galten aber seit den Staufern im 12. Jahrhundert Schwarz und Gold, die mit der Kaiserwürde in Österreich bis 1918 weiterbestanden.

Schon seit der Zeit Karls des Großen war Rot ein Symbol der Herrschaft über Leben und Tod; so erschien der Reichsadler seit dem 14. Jahrhundert mit rot fingierten Fängen und Schnabel.
Durch den Dichter Theodor Körner war die schwarze Uniform der Lützower Jäger an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert volkstümlich geworden, die aus schwarz umfärbten Zivilröcken bestand, die mir roten Vorstößen und goldenen Knöpfen besetzt waren.

Nach den Befreiungskriegen (1813 - 1815) trugen die Burschenschaften, in denen sich in Jena viele Lützower befanden, ihre Waffenröcke als Bundeskleidung weiter. Daraus entstanden ihre Bundesfarben Rot und Schwarz mit Gold durchwirkt, ebenso ihre Fahne.
Statt die preußischen Farben Schwarz-Weiß zu wählen, setzte die Jenaische Burschenschaft auf dem Wartburgfest 1817 ihre eigene Tracht und Farbe durch.
Hier wirkte auch die fälschliche Meinung, Schwarz-Rot-Gold seien die Farben des Heiligen Römischen Reiches gewesen. Nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819 wurde unter dem Einfluß des “Farbenliedes” von Binzer daraus die Reihenfolge Schwarz-Rot-Gold. Beim Hambacher Fest war es allgemein verbreitete Meinung, dass dies die deutschen Farben seien. Die Begeisterung für diese Bundesfarben ebbte nach 1848 ab. 1852 wurden sie formell vom Deutschen Bund wieder abgelegt, doch lebte die “Tricolore” im Volksbewußtsein als deutsche Fahne weiter.
Schwarz-Rot-Gold und Schwarz-Weiß-Rot - Deutschlands umkämpfte Farben

Die Entstehung der jetzigen deutschen Nationalfarben beruht eigentlich auf einem Mißverständnis. Die Jenaer Urburschenschaft trug im Andenken an das Lützschowsche Freikorps einen schwarzen Waffenrock (?Flaus?) mit rotsamtenen Aufschlägen (?Vorstoß?). Sie führte eine rot-schwarz-rote Fahne mit einem goldenen Eichenzweig. Diese drei Farben wurden infolgedessen von den Studenten fälschlicherweise als die alten Farben des Reiches gehalten, als die deutsche Burschenschaft 1818 (im Zuge des Wartburgfestes von 1817) durch Vertreter von 14 Universitäten gegründet wurde. Die Studenten beschlossen also die sogenannten ?alten Reichsfarben? (?in Gold ein schwarzer rotbezungter Adler?) überall im Land zu verbreiten. Je mehr sich aber die Restauration gegen diese neuen ?Freiheitsfarben? wehrte, desto populärer wurden sie. Sie erschienen auf Kokarden und in Gedichten, und der als Verfasser des Textes zum Deutschlandlied bekannt gewordene Hoffmann von Fallersleben widmete ihnen sogar eine eigene ?Deutsche Farbenlehre?, nach welcher ein roter Strahl und goldenes Licht aus schwarzer Nacht hervorbrechen würden, um sich im Reichspanier zu vereinen. 1832 erließ der Deutsche Bund ein ausdrückliches Verbot dieser Farben - wieder mit dem Effekt weiterer Publizität. 1848 brach dann der Sturm los, die Freiheitsfarben ließen sich nicht mehr bändigen.

?Was ist des Deutschen Vaterland?? fragte Ernst Moritz von Arndt auf einem schwarzen Flugblatt mit goldener Schrift und roter Umrahmung. Solche und ähnliche publizistische Mittel verfehlten nicht ihre Wirkung. Also änderten die deutschen Fürsten ihre Strategie, und am 13. November 1848 verkündete Erzherzog Johann als Reichsverweser die Annahme der drei Farben als gemeinsame Kriegs- und Handelsflagge des Deutschen Bundes. Doch daraus wurde nichts, denn das Blatt wendete sich erneut. Die Arbeiterschaft fand die Farben zu ?bürgerlich?, und die Preußen fanden sie zu ?österreichisch?. Die ersten hielten sich an die rote Fahne, die letzteren propagierten ihre ?Nationalfarben? Schwarz-Weiß - die alten Farben des Deutschen Ritterordens.

Für die Preußen wurden die großdeutschen Farben vollends unakzeptabel, als diese sich im Krieg von 1866 Soldaten mit schwarz-rot-goldenen Armbinden gegenübersahen: Österreich hatte sich die Sehnsüchte der deutschen Jugend zu eigen gemacht und war zu seinem (vergeblichen) Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland unter der schwarz-rot-goldenen Trikolore angetreten - ein Umstand, der uns heute kaum mehr bewußt ist !

Schwarz-Weiß-Rot

Nach dem Sieg über Österreich entschied sich Bismarck , der mit Recht den Standpunkt vertrat, daß Schwarz-Rot-Gold niemals die Farben des Reiches gewesen waren am 9.Dezember 1866 für einen Kompromiß: er verband die alten preußischen Farben Schwarz-Weiß mit den hanseatischen Farben Rot-Weiß. Daraus entstand die Handelsflagge des Norddeutschen Bundes, die praktisch bis zum Ende des Ersten Weltkrieges die deutsche Nationalflagge bildete. Im Rheinland und in Süddeutschland blieben zwar Schwarz-Rot-Gold noch in Erinnerung, doch ließ sich nach der Niederwerfung der Franzosen 1870/71 unter der Führung Preußens der Siegeszug von Schwarz-Weiß-Rot nicht mehr aufhalten. Die Flagge stand bald für alles das, was man heute noch unter deutschem Nationalismus und Imperialismus versteht: Machtentfaltung, Kolonialreich, Flottenaufbau, Antisemitismus, Kampf gegen das Proletariat.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zum sogenannten ?Flaggenstreit? der Weimarer Republik. Die deutsche Sozialdemokratie und das Zentrum traten mehrheitlich für Schwarz-Rot-Gold ein, hingegen setzten sich die rechtsstehenden bürgerlichen Parteien, Frontkämpfer, Heer und Flotte für die Bismarck- Farben ein. Ein 1921 ausgehandelter Kompromiß (die Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold, die Handelsflagge Schwarz-Weiß-Rot mit Schwarz-Rot-Gold im mastseitigen Obereck) erwies sich als nicht tragfähig. Die beiden Farbkombinationen standen einander unversöhnlich als Symbole von Republik- und Reichsideologie gegenüber. Diesem eineinhalb Jahrzente dauernden Streit setzten die Nationalsozialisten ein Ende. Ihre Hakenkreuzfahne beherrschte immer mehr die Szene. Das Reichsflaggengesetz erklärte am 15.September 1935 die Hakenkreuzfahne zum offiziellen deutschen Staatssymbol, der Fahnenstreit wurde somit autoritär und diktatorisch beendet.

Schwarz-Rot-Gold konnte sich erst nach dem II. Weltkrieg wieder durchsetzen und seit Ende dieses Krieges sind diese drei Farben wieder die Nationalfarben der Bunderepublik Deutschland.

Tags: erst mal

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