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Busfahren am Sonntag

Februar 6th, 2006 · 3 Kommentare

Gestern, also am Sonntag, bin ich mit dem Bus gefahren. (Ich bekenne: Ganz gern benutze ich öffentliche Verkehrsmittel, man lernt dort nette Leute kennen.)

An einer Haltestelle im Stadtgebiet stiegen mehrere Leute zu. Ein älterer Herr wollte - einfach so - am Busfahrer vorbeigehen. Aber nix da! “Fahrkarte!”, fährt ihn der Busfahrer an. Der ältere Herr stutzt. Mühselig sucht er nach seiner Fahrkarte. Erst als er sie vorgezeigt hat, darf er den Bus betreten. Ordnung muss sein.

Der Herr nimmt mir gegenüber Platz, immer noch etwas außer Atem, nicht nur wegen der körperlichen Anstrengung, sondern vor allem wegen der Beleidigung, die ihm widerfahren ist: “Ein Wort hätte genügt, wirklich nur ein Wort! Bitte.” Ich stimme ihm zu. “Ihre Fahrkarte, bitte.” Oder: “Kann ich bitte Ihre Fahrkarte sehen?” Es wäre wirklich keine große Mühe für den Busfahrer gewesen. - Er komme von einem Heine-Nachmittag, man habe über Gedichte gesprochen, nun merke er, dass er wieder in der Wirklichkeit angekommen ist, ergänzt noch der Herr.

Die Dame neben mir klärt mich auf: Normalerweise fährt hier die ASEAG, dann muss man nicht unbedingt den Fahrschein vorzeigen, aber sonntags fahren andere Busse, da muss man es, aber viele Fahrgäste wissen es nicht. Man hat auch, so fährt die Dame fort, manchmal den Eindruck, dass die Busfahrer nicht gern an jeder Haltestelle halten. Man bekommt dann das Gefühl, man sei lästig.

Ein Busfahrer, dem das Anhalten lästig fällt? Ist das nicht wie ein Arzt, der kein Blut sehen kann? Oder wie ein Bäcker, der keinen Mehlstaub vertragen kann? Oder wie die Verkäuferin an einer Käsetheke, die selbst keinen Käse isst und auch den Geruch von Käse nicht mag (gibt’s tatsächlich, habe ich selbst schon erlebt)? Oder wie ein Pädagoge, der sich freut, wenn er mal einen “ganz normalen, netten Schüler” hat?

Vielleicht ist das Phänomen doch weiter verbreitet in unserem Land, als man gemeinhin denkt! Wie sagt der Dichter Heine:

Denk ich an Deutschland in der Nacht
Dann bin ich um den Schlaf gebracht.

Tags: erst mal

3 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Joseph Conrad // Feb 10, 2006 at 9:16 pm

    Hallo Admin,

    ich bin auch passionierte Busfahrerin, habe aber bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Besonders fallen mir viele sehr höfliche Jugendliche auf - ganz anders als das beliebte Vorurteil von der unerzogenen Jugend.

    Eine Frage noch. Muss die Schrift so klein sein oder wie kann ich sie vergrößern?

    Joseph Conrad

  • 2 admin // Feb 11, 2006 at 8:34 pm

    Hallo Sir Joseph,

    ja, man macht auch gute Erfahrungen! Gern erinnere ich mich an einen Fahrer, der morgens seine “Passagiere” wie ein Flugszeug-Kapitän begrüßte:

    “Willkommen an Bord der Linie … Wir werden unser Ziel in voraussichtlich 20 Minuten erreichen. … Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt an Bord.”

    Gute Laune “an Bord”! Fünfzig Leute fühlen sich ein bisschen besser auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule. (Wie einfach so was sein kann!)

    Tja, wie kriegt man die Schrift größer?

    Sie benutzen wahrscheinlich “Microsoft Internet Explorer” (steht ganz oben im blauen Balken). Darunter finden Sie die Menuzeile. Wenn Sie dort “Ansicht” klicken, öffnet sich ein Popup-Menu. Wählen Sie darin “Schriftgrad” aus und klicken dann auf “größer” oder “sehr groß”.

    Jetzt müsste die Schrift größer sein!

  • 3 Simon // Mrz 2, 2006 at 1:14 pm

    An einer Haltestelle im Stadtgebiet stiegen mehrere Leute zu. Ein älterer Herr wollte - einfach so - am Busfahrer vorbeigehen. Aber nix da! “Fahrkarte!”, fährt ihn der Busfahrer an. Der ältere Herr stutzt. Mühselig sucht er nach seiner Fahrkarte. Erst als er sie vorgezeigt hat, darf er den Bus betreten. Ordnung muss sein.

    Dass die Busfahrer schon mal patzig werden, ist ebenfalls verständlich, da sollte man seine Fahrkarte bereits an der Haltestelle suchen, damit ein reibungsloser Ablauf gewährleistet ist. Würde jeder Fahrgast seine Fahrkarte erst beim Einsteigen suchen, wäre eine große Verspätung nicht zu vermeiden.

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