echt virtuell

So stand es neulich auf der Titelseite einer Computer­zeit­schrift. Ist schon klar, verstehen wir doch, die Welt ist voller Gefahren! Schon morgens, auf dem Weg zur Arbeit, sehen wir den gefährlichen Abgrund zwischen Bordsteinkante und Straßenrand. Das grelle Leuchten der Blumen in den Vorgärten verrät: Hier lauern Gefahren! Und jeder x-beliebige blöde Vogel könnte uns mit tödlicher Grippe anstecken.

Am gefährlichsten aber ist der Mensch. Nichts anderes hat er im Sinn, als seine Mitmenschen - besser sollte man wohl sagen: Gegen­men­schen - nach Kräften zu schädigen. Wo aber ist der Mensch am gefährlichsten? Im Internet natürlich, denn dort kann er seine böse Natur ganz ungehemmt und unerkannt ausleben.

Sind wir diesen Gefahren hilflos ausgesetzt?

Nein! Denn Gott sei Dank gibt es ja …

Aha, neue Funktionen, von denen man noch nichts wusste. Gut, dass die Zeitschrift uns hier nicht im Stich lässt! Gut auch, dass die Funktionen geheim und versteckt sind, denn so kann man ja sicher sein, dass die Gegenmenschen davon noch nichts wissen.

Wie aber, wenn sie doch davon wissen? Schließlich ist die Zeitschrift, in der wir die Überschrift gefunden haben, frei verkäuflich. Wie sollen wir uns dann zur Wehr setzen?

Da helfen vielleicht nur noch …

Tja, da haben wir bisher unser Leben ganz rechtschaffen bewältigt, also ohne irgendwelche unerlaubten Mittel einzusetzen und ohne anderen Menschen zu schaden, und eigentlich wollten wir auch so weitermachen. Aber nun sind wir durch den Rat dieser Zeitschrift wohl gezwungen, unsere Lebenseinstellung zu ändern.

Vielleicht gar nicht so schlimm? Das Verbotene hat ja immer schon einen gewissen Reiz ausgeübt. Einen Moment lang schrecken wir zurück, wollen unseren alten Prinzipien doch lieber treu bleiben. Aber dann lesen wir weiter: Die Utilities, die wir anwenden sollen, sind zwar verboten, aber wir können sie ganz legal nutzen.

Verboten, aber ganz legal? Was sollte uns da noch hindern?